Monogamie – aus meiner Sicht ein den Menschen aufgezwungenes patriarchales Konstrukt, geboren aus der Angst nicht wenigstens von einer einzigen Person auf der Welt bedingungslos geliebt zu werden. Dabei wird unerbittlich lebenslange Treue und Liebe von nur ein und demselben Partner in allen Lebenslagen eingefordert. Ironischerweise scheitert die Beziehung oft gerade auf Grund der Enge, welche dieser Ausschließlichkeitsanspruch erzeugt.
Und mal ehrlich, sehen wir uns doch um: Überall und ständig scheitern die Anfangs so zuversichtlichen Paarbeziehungen, unabhängig davon, ob homo oder hetero. Und hinterher wird es schmerzvoll, weil die eine große, „ewige“ Liebe fort ist und niemals wiederkehrt. An die Stelle der Liebe tritt ihr Gegenteil – die Angst. Eine Angst, die in der überfüllten, mit Verlockungen und Versprechungen vollgestopften Welt als erdrückende Einsamkeit erlebt wird. Aber auch dort, wo rasch eine neue Liebe an die Stelle der Alten treten will, wird oft noch wehmütig der alten Liebe gedacht. Oder die Angst, die neue Liebe ebenso zu verlieren, erstickt selbige im Keim. Ja verflixt – unser Herz hat ein gutes Gedächtnis und wir können ihm nichts vormachen.
Den unerschütterlichen Glauben an die lebenslange Monogamie nenne ich auch den „patriarchalen Elefanten im Porzellanladen der Herzen“. Er ist es, der uns das „entweder-oder“ abverlangt und unsere Herzen an Schwarz-Weiss-Entscheidungen zerbrechen lässt. Ein plötzliches „Nein“ zu einer Partnerschaft ist oft nur ein „nicht mehr so“ und ein halbherziges „Ja“ ist oft nur ein „eigentlich nicht“. Und nur allzu oft hängen materiell-existenzielle Fragen bzw. der Frage „Wo bleiben dann die Kinder?“ mit der eigentlichen Beziehungsfrage wie ein undurchdringbarer Filz zusammen!
Warum gestatten wir es uns nicht, mal ehrlich zu uns selbst zu sein? Wir wissen doch, dass wir mehr als nur einen Menschen in unser Herz schliessen können! Und wir wissen wie sehr es uns schmerzt, einst geliebte Menschen aus dem Herzen zu verstoßen, nur weil das gemeinsame Leben unter einem Dach nicht immer erträglich erscheint.
Wieder einmal liegt im Problem die Lösung: Liebesbeziehung und Familie sind zwei grundverschiedene Paar Schuhe und gehören sauber voneinander getrennt! Das Eingehen oder Beenden von Liebesbeziehungen sollte (wie Freundschaft auch) eine rein individuelle Entscheidung sein und nicht etwa das geschützte, stabile Umfeld von aufwachsenden Kindern in Frage stellen.
In Matriarchaten bleiben alle Heranwachsenden in der Familie ihrer Mutter, die man auch als Clan bezeichnet. Eine Vaterrolle ist dabei unbekannt, weil der Erzeuger keine Rolle spielt. Liebesbeziehungen können dabei vollkommen frei und individuell und am Rande des familiären Lebens gestaltet werden – und nicht in dessen Fokus. Monogamie ist hierbei nur eine der möglichen Optionen, neben Bigamie, Polygamie oder auch Promiskuitivität. Statt des patriarchalen „entweder-oder“ ist hier das matriarchale „sowohl-als auch“ das Mittel der Wahl. In der Praxis real exisitierender Matriarchate (z.B. die Mosu0 in China) zeigt sich, dass erst in dieser frei-gewählten Form eine unbelastete, und möglicherweise sogar dauerhaft monogame Liebesbeziehung möglich ist. Als interessanter Nebeneffekt fallen diese Gesellschaften durch einen stark ausgeprägten Hang zur Gewaltlosigkeit auf.
Ich glaube, ein Herz wächst, je mehr Menschen wir liebevoll darin aufzunehmen dürfen, oder?
Herzlichst,
Euer Anatol Stein
(c) by Robert Anatol Stein, 2013
ich habe es viele Male in meinem Leben mit Monogamie versucht, mit einer Vielzahl von Frauen, manchmal auch gleichzeitig, war nix