Denken Frauen anders als Männer?

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Meiner Erfahrung nach sind Frauen im Bereich emotionaler Intelligenz wahre Naturtalente. Dies ist nicht nur ein verbreitetes Klischee, sondern es lässt sich sogar biologisch erklären:

Im menschlichen Gehirn sind die Bereiche für Emotionen und rationales Denken in verschiedenen Gehirnhälften lokalisiert. Bei Frauen sind die beiden Gehirnhälften besser miteinander vernetzt, was dazu führt, dass bei Frauen Emotionen schneller in zielgerichtetes rationale Handlungsweisen überführt werden können und umgekehrt, dass ein ursprünglich rationaler Gedanke leichter zu einer starken Emotion führt. Zum Beispiel ist eine Frau weit eher dazu geneigt angesichts eines erschreckenden Fernsehberichts über die Zustände in deutschen Schlachthäusern künftig vollkommen auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten (Emotion -> rationale Handlung). Andersherum betrachtet könnte z.B. die Nachricht, dass die beste Freundin schwanger ist, oder endlich eine besser bezahlte Stellung angenommen hat bei einer Frau durchaus zu Freudentränen führen (Rationale Information -> Emotion). Bei prototypischen Männern sind solche Verhaltensweisen eher selten bzw. schwach ausgeprägt.

Nicht nur die bessere Vernetzung der beiden Gehirnhälften begünstigt bei Frauen die Entwicklung der emotionalen Intelligenz sondern ebenso ein Netzwerk von im Gehirn verteilten, sogenannten Spiegelneuronen. Diese Neuronen haben nur eine Aufgabe: Emotionale Botschaften des Gegenübers zu erkennen und identische Emotionen im eigenen Gehirn zu erzeugen. Dabei liegt im Normalfall „affektive Resonanz“ vor, d.h. die Emotionen eines Gegenübers werden nicht nur richtig erkannt, sondern führen tatsächlich auch zum gleichen Gefühlsregung, d.h. Traurigkeit führt zu nachempfundener Traurigkeit und Ärger führt zum Ärger (manchmal ärgern wir uns mit, manchmal kurioserweise auch über den sich ärgernden). Ein biologischer Mechanismus, der für das soziale Phänomen der Empathie verantwortlich ist. Dieses System von Spiegelneuronen wird trainiert durch intensive soziale Interaktion mit anderen Menschen und insbesondere auch durch den Umgang mit Kleinkindern und Babys, die zu Beginn fast ausschließlich non-verbale, emotionale Botschaften versenden. Intuitiv bevorzugen Mädchen soziale Spiele (Puppen, Mutter-Vater-Kind) und trainieren so unbewusst ihr Spiegelneuronen-System, während Jungen – zumindest in unserer patriarchalen Welt – technische, oder bewegungsorientierte Spiele bevorzugen und dabei andere Hirnfähigkeiten trainieren. Empathie ist die Möglichkeit ohne Worte die Bedürfnisse anderer zu erkennen und ist der Auslöser für Verständnis, Mitgefühl und der Fähigkeit zum Perspektivenwechsel. Sie motiviert uns zu helfen, zu beschützen, zu versorgen und zu vertrauen.

Letzteres erklärt unter anderem, warum der Frauenanteil in sozialen Berufen wie z.B. Erzieherinnen, Alten- und Krankenpflegerinnen über 90% beträgt, die zeitgleich – zumindest in unserer patriarchalen Welt – zu den mit am geringsten entgoltenen Berufsgruppen gehören. Was für ein bezeichnendes Symptom der patriarchalen Welt, die Fähigkeit Maschinen und technische Geräte in Gang zu halten wird somit als wertvoller angesehen, als die Fähigkeit Menschen gut zu versorgen und zu betreuen. Mich selber macht das allein schon traurig, aber es ist nur eines von sehr vielen, unfassbar menschenfeindlichen Symptomen des Patriarchats.

Fehlt den Männern am Ende nur die erforderliche Emphatie und die affektive Resonanz, sich endlich ebenfalls gegen diese Ungerechtigkeit gegenüber den Frauen aufzulehnen?

Herzlichst,

Anatol Stein

© All rights reserved by Robert Anatol Stein, 2013

Über anatolstein

Robert Anatol Stein, Dipl.-Ing. (BA), Systemischer Coach, Systemischer Körperpsychotherapeut, http://www.dreistattdry.de, Mitglied bzw. Unterstützer von: MatriaVal e.V., Greenpeace, World Vision, Avaaz.org, Paladins.eu, MatriaSys.de, DreiStattDry.de
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Eine Antwort zu Denken Frauen anders als Männer?

  1. Rainer Ostendorf schreibt:

    „Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen der Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z. B. der Relativitätstheorie.“ Albert Einstein

    Schöne Grüsse aus der Ausstellung „Männer und Frauen“
    http://www.freidenker-galerie.de

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